Das Atmen beim Schwimmen – und besonders beim Kraulschwimmen – ist für Beginner oft das größte Problem. Auf dem Fahrrad oder beim Laufen können wir ein- und ausatmen wie und wann wir wollen. Beim Schwimmen nicht. Das Gesicht die meiste Zeit unter Wasser und bisher habe ich noch niemanden kennengelernt, der unter Wasser atmen kann😊
Daraus ergibt sich zu Beginn ein Gefühl von Atemnot, weil in der kurzen Zeit, in der das Gesicht zum Atmen über Wasser ist, oft ein- und ausgeatmet wird. Der Prozess, der dabei entsteht, ist dem Hyperventilieren sehr ähnlich, es kommt zwar neuer Sauerstoff in das System, aber durch die schlechte oder kurze Abatmung steigt der Kohenstoffdioxidgehalt im Blut. Es entsteht ein Ungleichgewicht.
“Bei der korrekten Atmung
wird die „alte Luft“
durch „frische neue Luft“ ersetzt”
Mal ganz einfach erklärt. Atmet man zu kurz ab, jedoch weiterhin viel ein, bleibt „alte Luft“ im System. Mit dieser kann der Körper auf Dauer keine energiegewinnen Stoffwechselprozesse ablaufen lassen.
Es geht im Prinzip also darum, dass ihr bei der Atmung zuerst einmal dafür sorgt, dass ihr euch weiterhin gut mit Sauerstoff versorgt. Das braucht im Wasser Zeit. Gerade für Anfänger bzw. Quereinsteiger ist es keine schlechte Idee, das ganze erstmal stehend im hüfttiefen Wasser zu üben, in dem das Gesicht im Wasser (ihr beugt euch dafür nach vorne über um in eine Position zu kommen, die der Schwimmlage ähnelt) ist und nur für die Atmung gedreht wird. Ihr werdet merken, dass das am Anfang schon gar nicht so leicht ist. Bei dieser Übung sollte kein Gefühl der Atemnot entstehen, sonst wird es im nächsten Schritt beim Schwimmen sehr schwer werden.
Sobald ihr schwimmt, würde ich mit einer 3er Atmung beginnen. Das bedeutet, dass ihr nach jedem 3. Armzug einen Atemvorgang einbaut und dadurch immer im Wechsel nach links und nach rechts einatmet. Ausgeatmet wird beim Schwimmen unter Wasser. Die Zeit, in der das Gesicht aus dem Wasser schaut, reicht nur um einzuatmen, was bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt das Ausatmen komplett abgeschlossen sein muss. Die 3er Atmung sorgt zu Beginn für mehr Balance in eurem Schwimmstil und gibt euch gleichzeitig viel Zeit zum Ausatmen unter Wasser.
“Das Ausatmen unter Wasser
sollte von der Intensität
etwa so sein,
als würdet ihr Blubberblässchen
mit der Nase machen”
Jep, “Blubberblässchen “! Der Begriff ist aus dem Kinderschwimmkursen 😉 Das was kurz vor dem Einatmen an Luft noch in der Lunge ist wird dann kräftig durch Mund und Nase ausgeatmet. Wichtig ist nur, dass ihr vor (!) der Atmung mit dem Ausatmen unter Wasser fertig seid. Der Atemvorgang an sich ist eher komplex und für heute geht es eher darum, Beginner auf dem Weg ins Wasser und zum Kraulschwimmen zu Begleiten. Ich denke, dass es zu Beginn wichtig ist, sich nicht an Eliteschwimmern zu orientieren. Am Ende auf dem höchsten Level geht es darum, dass man den Atemvorgang so gestaltet, dass er nahezu keinen Einfluss auf die Wasserlage nimmt. Das bedeutet, dass der Kopf bei der Atmung sehr flach bleibt und das Gesicht auch nur sehr kurz aus dem Wasser schaut. Heute geht es aber eher darum dafür zu sorgen, dass der Sportler sich ausreichend mit Sauerstoff versorgen kann und so 50 Meter und mehr am Stück kraulen kann.
3 Tipps für die Atmung bei Anfängern:
Schaut bei der Atmung etwas nach hinten in Richtung eurer Schulter.
…dadurch wird das durch euren Kopf erzeugte Wellental größer und ihr habt mehr Platz zum Einatmen.
Dreht euch zu Beginn etwas übertrieben auf die Seite, wenn ihr einatmet.
Ihr braucht als Anfänger mehr Zeit für den Atemvorgang und müsst daher etwas länger auf der Seite bleiben als fortgeschrittene Schwimmer. Diesen bewusst eingebauten technischen Fehler kann man später leicht korrigieren. Denkt immer daran, dass aktuell die erste Priorität darin besteht, ausreichend Sauerstoff zu bekommen.
Beginnt mit sehr geringer Intensität und einer Schwimmhilfe…
…etwa Flossen oder einen Pullkick, damit das Gefühl der Atemnot nicht durch eine zu hohe Intensität noch verstärkt wird. Geschwindigkeit und perfekte Technik kommt später.
Ich wünsche euch allen viel Geduld und viel Spaß bei den ersten Versuchen des Atmens beim Kraulschwimmen.